Mit der Rede von der sogenannten Wissensgesellschaft soll ausgedrückt werden, dass Wissen zu einem zentralen Wertschöpfungsfaktor geworden ist. Entsprechend wird vielerorts empfohlen, Wissen zu „managen“, d. h. kodifiziertes Wissen in Dokumenten abzulegen, in digitalen Infrastrukturen zu sichern und auf Knopfdruck wieder zugänglich zumachen. Darüber hinaus gilt es, das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter systematisch zu nutzen und weiterzuentwickeln, so dass Wissensmanagement nicht nur eine technische Herausforderung darstellt, sondern auch Arbeitsorganisation und Personalentwicklung einen wesentlichen Beitrag zu solcher Wertschöpfung leisten. Differenziert wird bei all dem zwischen unterschiedlichen Wissensformen. Dazu zählen vor allem Wissen als Kennen/Kenntnis von etwas haben (knowledge of), Wissen als Tatsachenwissen, als Summe der Kenntnisse und Erfahrungen (knowledge that), Wissen als Begründungswissen, das Verstehen der Zusammenhänge (knowledge how) oder Wissen als zum Teil unreflektiertes und implizites Erfahrungswissen (tacit knowledge), welches auf das praktische Handelns zielt. So wissen wir z. B., wie man Fahrrad fährt, ohne dies genau erklären zu können.
Statt von „Wissensmanagement“ sprechen wir von „Wissenskulturen“ und deren Transformation, nicht zuletzt weil wir davon überzeugt sind, dass Wissen nur begrenzt „handhabbar“ ist. Wissenskulturen bezeichnen in unserem Verständnis das alltägliche Zusammenspiel unterschiedlicher „Wissensbausteine“, z. B. in Form von Dokumenten, Patenten oder dem Erfahrungswissen einzelner Mitarbeiter und Teams bis hin zum kollektives Wissen einer Unternehmenskultur (im Sinne von „das macht man hier so“). Mit Blick auf solch spezifische Wissenskultur(en) der Organisation fragen wir, in welcher Weise sie eine zukunftsfähige Entwicklung ermöglicht oder im Gegenteil organisationale Bildungs- und Transformationsprozesse erschwert oder gar verhindert.
Ausgehend von dieser und weiterer Fragen arbeiten wir gemeinsam mit unseren Auftraggebern an der Entwicklung nachhaltiger und zukunftsfähiger Wissens- und Lernkulturen. Dabei geht es u. a. um Fragen der „Entwicklung“ und „Sicherung“ von Wissen im Kontext der digitalen Transformation, um Fragen „institutioneller Reflexivität“, den Umgang mit „Tabus“ als organisationalen Lernbarrieren, das verantwortungsvolle Treffen von Entscheidungen unter den Bedingungen von Komplexität oder um den produktiven Umgang mit Nichtwissen in Organisationen.