Coaching als problemorientierte Unterstützung, die sich möglichst nach wenigen Gesprächsterminen überflüssig macht, ist anschlussfähig geworden und hat sich mittlerweile einen festen Platz in der Beratung von Führungskräften erobert. Gleichzeitig ist jedoch zu fragen, inwiefern sich das Format im Blick auf seine Erfolgsgeschichte zu sehr von betriebswirtschaftlichen Denkmustern hat vereinnahmen lassen und dabei den Kern beraterischer Arbeit aus dem Blick verlor. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund einer stetig größer werdenden Zahl von Klientinnen und Klienten, die eine anderer Form des Coachings und der Beratung nachfragen, die nicht ausschließlich „problemfokussiert“ angelegt ist und oftmals auch nach zehn Sitzungen fortgesetzt wird. Wolfgang Looss nennt diese Form professioneller Begleitung eine „anlassfreie Beratungsarbeit über längere Zeit“, an anderen Stellen eine Form der „reflexiven Kumpanei“ oder des „gemeinsamen Philosophierens“. Unsere Arbeit mit Fach- und Führungskräften versteht sich weniger kurativ denn präventiv und reagiert auf einen zunehmenden Bedarf nach Orientierung und regelmäßigen Reflexionsmöglichkeiten. Dies umsomehr als die Turbulenzen einer fragmentierten VUCA-Welt nunmehr bei der Person angekommen sind und Verlässlichkeit und Stabilität im beruflichen und privaten Umfeld zunehmend als brüchig erfahren werden.
Unsere Arbeit nimmt den Faden an dieser Stelle auf und führt die vom Altmeister des Coachings begonne „absichtsfreie Arbeit“ im Horizont einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit fort. Als Gefährten und Wegbegleiter etablieren wir einen Ort der regelmäßigen Beobachtung eigenen Handelns im beruflichen und privaten Kontext, einen Ort der Kompetenzerweiterung und Persönlichkeitsbildung, den unsere Klienten nicht zuletzt und nebenbei – um noch einmal Wolfgang Looss zu zitieren – „höchst rentabel finden, ohne diese Rentabilität genau verorten zu können“. Bei all dem schließen wir das etablierte Setting von Coaching als kurzfristiger Problemunterstützung von Fall zu Fall freilich nicht aus, reduzieren unsere Arbeit jedoch nicht darauf.
Die Arbeitsform der Supervision weist im Vergleich zum Coaching zahlreiche Ähnlichkeiten auf. Während Coaching jedoch traditionell die Beratung von Führungskräften und Managern adressiert, wendet sich Supervision vor allem an „Beziehungsarbeiter“ wie z. B. Sozialarbeiter, Therapeuten, Pädagogen oder Coaches sowie die „klassischen“ Professionen der Ärzte, Juristen und Geistlichen. In Anlehnung an das bereits im Coaching-Kontext Ausgeführte akzentuieren wir Supervison vor allem als Format der Ermöglichung individueller und kollektiver Bildungsprozesse in professionellen und organisationalen Kontexten.