Der in vielen Branchen eklatante Mangel an qualifiziertem Nachwuchs veranlasst Unternehmen, ihre Arbeitgeber-Attraktivität zu erhöhen. Zugleich sind rekrutierende Unternehmen in der Folge eines gesellschaftlichen Wertewandels mit erhöhten Ansprüchen der Nachwuchskräfte an interessante, herausfordernde und vor allem sinnstiftende Arbeitsaufgaben konfrontiert. Damit wächst dem HR-Management eine enorm gestiegene Bedeutung zu. Bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften wird sich der Arbeitgeber als zukunftsfähiges Unternehmen zu präsentieren haben, das Mitarbeiter fördert, zur Verantwortungsübernahme ermutigt und sich mit Projekten und Produkten befasst, die als sinnvoll für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft wahrgenommen werden. Der intensivierten und erweiterten Personalarbeit kommt künftig also eine strategische Schlüsselrolle zu. Sie sollte daher eine feste Verankerung auf der obersten Führungsebene erhalten und von der gesamten Geschäftsleitung getragen und verantwortet werden, Merkmale, die heute immer noch folgenreich vernachlässigt werden.
Im Blick auf die vielfältigen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart steht bei all dem heute nicht nur die Ordnung von Organisationen in Frage, sondern vor allem auch deren Zweck. Soweit sich im Blick darauf bereits verschiedene Organisationsformen etabliert haben wie Holokratie, Soziokratie oder skalierte agile Strukturen, nur um einige der populären Formen zu nennen, darf man gleichwohl noch skeptisch sein, ob sie mehr sind, als der Versuch wieder die Kontrolle über sich schnell wandelnde Märke zu erlangen. Es bleibt daher abzuwarten, ob die „Purpose“- Deklarationen mehr sind als pure Pose oder es in der Zweckrationalität der Organisation allein darum geht, im zeitgenössischen Kunden- oder Mitarbeitermarkt zu punkten.
Wo wird die Organisation übergriffig, wo wird sie manipulativ, wo will sie sich des ganzen Menschen bemächtigen und nicht nur seiner Arbeitskraft? Wo verschwinden bewusst gesteuert die Grenzen zwischen Arbeit und persönlichem Freiraum? Wie könnte dagegen eine nachhaltige Organisation aussehen, die einerseits ihre Zukunft sichert und andererseits dem Menschen eine sinnvolle Arbeitsumgebung und einen Ort der Kompetenzentwicklung und Persönlichkeitsbildung bieten kann? Bei solchen und weiteren Fragen setzt unsere Arbeit an.