Unser Verständnis von Nachhaltigkeit ist polychrom, vielfarbig: Wir verstehen nachhaltige Entwicklung und Zukunftsfähigkeit vor allem als (gesamt-)kulturelle Herausforderung, genauer: als einen kulturverändernden und -transformierenden Weg in der Weise individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Bildungs- und Transformationsprozesse. Kulturen der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit lassen sich im Horizont unserer Programmatik nicht länger aus Traditionsautorität von Institutionen absichern, sondern werden – mit den Worten unseres Mentors Peter Heintel – „als selbstreflexive Kulturen verstanden, als ständiges individuelles und kollektives Bildungsprogramm.“
So lautet eine der Ausgangsfragen im Kontext der von uns begleiteten Bildungs- und Transformationsprozesse: „Wollen wir es so, wie wir es eingerichtet haben?“ Bildungsprozesse entlang solcher oder ähnlicher Fragen lassen sich als individuelle und kollektive Selbstverständigungs- und Aushandlungsprozesse begreifen im Hinblick auf dasjenige, was nachhält und in Zukunft zu tragen verspricht. Im Verlauf solcher Prozesse wird entschieden, welche Elemente und Traditionen der uns prägenden Kultur in der Weise des Erinnerns und Bewahrens weiter zu unserer kulturellen Identität gehören, welche kulturellen Muster und Glaubenssätze als Überkommene losgelassen und welche neuen kulturellen Praktiken eingeübt werden sollen. Oder in Anlehnung an die Handlungsempfehlung des Transformationsforschers Harald Welzer: „… sortieren, was von bisheriger Praxis sich als weiterführend erwiesen hat, was man neu dazu kombinieren muss und was man dringend loswerden muss.“
Unser Maßstab zur Bewertung wirtschaftlichen und politischen Handelns fokussiert vor diesem Hintergrund weder allein auf die stetig wachsenden regulatorischen Anforderungen für Unternehmen und Kommunen noch auf die ihnen assoziierten Drei- oder Vier-Säulen-Modelle der Nachhaltigkeit, sondern trägt einem erweiterten Nachhaltigkeitsverständnis Rechnung, in dessen integrativer und gesamtkultureller Perspektive ökologische, ökonomische, soziale, humane, technologische und institutionelle Aspekte nachhaltiger / zukunftsfähiger Entwicklung erfasst, bewertet und im Zeitverlauf bilanziert werden. So interessiert uns nicht nur, welche Auswirkungen die Wirtschaftstätigkeit auf die natürliche Umwelt hat, sondern auch, ob sie gut für die Menschen ist. Und wenn ja oder nein, für welche, und in welcher Beziehung? Ist eine bestimmte Wirtschaftspraxis gut für den sozialen Zusammenhalt oder die Auskömmlichkeit des Einkommens? Fördert sie Persönlichkeitsbildung und Kompetenzentwicklung, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, Work-Life-Balance etc.? Welche Wirkungen hat sie auf die Reputation eines Unternehmens oder auf die Vertrauensbeziehungen in einer Organisation oder einer Kommune? Was trägt sie zur Entwicklung oder Erosion von Qualifikationen, Sinnbedürfnissen, Wissen, Können oder Sozialintegration bei?
Nachhaltigkeit bezeichnet in unserem Beratungs- und Weiterbildungsportfolio – ähnlich wie Zukunftsfähigkeit – eine „regulative Idee“, eine Orientierung gebende Querschnittsdimension. In der von uns anvisierten erweiterten Perspektive fällt sie ineins mit der alten Frage nach dem guten Leben und Wirtschaften.