Ansatz - res et verba

Kulturen der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit lassen sich nicht länger aus Traditionsautorität von Institutionen absichern, sondern werden als selbstreflexive Kulturen verstanden – als ständiges individuelles und kollektives Bildungsprogramm.

Peter Heintel

Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit

Wir verfolgen im Rahmen unserer Beratungs-, Weiterbildungs- und Forschungsformate den Ansatz einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit und in eins mit solcher Bildungsidee einen ambitionierten Sustainability-Ansatz, der sich keineswegs in der Orientierung an 3- oder 4-Säulen-Modellen der Nachhaltigkeit, SDGs und ESG-Regularien erschöpft. Vielmehr und darüber hinaus verbinden wir mit dem Begriff Sustainability in seinen unterschiedlichen Akzentuierungen von „Nachhaltigkeit“ und „Zukunftsfähigkeit“ eine (gesamt-)kulturelle Herausforderung – einen kulturverändernden und -transformierenden Weg in der Weise einer „wachen, kenntnisreichen und kritischen Aneignung von Kultur“ (Peter Bieri), welche die ökologische und ökonomische, politische und soziale, rechtliche und technologische Dimension in vielfältiger Weise einbezieht. Kulturen der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit lassen sich im Horizont unserer Programmatik nicht länger aus Traditionsautorität von Institutionen absichern, sondern werden mit Peter Heintel als selbstreflexive Kulturen verstanden, als ständiges individuelles und kollektives Bildungsprogramm. Solche Kulturen zu ermöglichen und zu unterstützen, darin liegt unsere Passion.

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Im Kontext unserer Überlegungen zu einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit beziehen wir uns auf einen weiten theoretischen Referenzrahmen, der an dieser Stelle nur stichwortartig ausgeführt werden kann. So knüpfen wir sowohl an ältere Bildungsansätze wie sie in den Traditionen der Philosophie, Rhetorik und Ästhetik seit der Antike begegnen als auch an aktuelle Konzepte und neueste Ergebnisse der Bildungs-, Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung an.

Im Hinblick auf personale Bildungs- und Transformationsprozesse reflektieren wir dabei auf Ansätze, wie sie in der Gegenwart u. a. bei Peter Bieri (Bildung als kritische Aneignung von Kultur), Peter L. Oesterreich (Bildung als rhetorische Bildung), Robert Spaemann (Bildung als ein sich objektiv machen bzw. sich verallgemeinern), Winfried Marotzki (Bildung als Transformation des Welt- und Selbstverhältnisses), Jürgen Mittelstraß (Bildung als Lebensform) oder Wilhelm Schmid (Bildung als Lebenskunst) begegnen.

In Hinsicht auf organisationale Bildungs- und Transformationsprozesse nehmen wir vielfältigen Bezug auf aktuelle Diskurse der Organisations-, Management- und Beratungsforschung. Exemplarisch hingewiesen werden soll an dieser Stelle auf Harald Geißlers organisationspädagogische Beiträge zum Themenfeld Bildung und Organisation und einer Bildungstheorie der Organisation, Manfred Moldaschls Überlegungen zu einer Theorie der nachhaltigen Unternehmung, institutioneller Reflexivität und reflexiver Beratung oder Reinhard Pfriems Arbeiten zu einer kulturalistischen Theorie der transformativen Unternehmung, zur kulturellen Bildung individueller und kollektiver Akteure oder zum Themenfeld Beratung und Gesellschaft.

Im Kontext gesellschaftlicher Bildungs- und Transformationsprozesse nehmen wir u. a. Peter Heintels Ansätze zur Interventionsforschung und zu einer Neufassung des Begriffs Allgemeinbildung auf. Darüber hinaus fokussieren wir auf Bildungspotentiale transdisziplinärer und transformativer Forschung, so z. B. im Rahmen von Reallaboren, die wir mit Oliver Parodi als gesellschaftliche Lernorte und Bildungseinrichtungen begreifen. Ebenso beziehen wir uns auf Ansätze einer Bildung für und als nachhaltige Entwicklung oder Konzepte der transformativen Bildung wie sie u. a. von Gerhard de Haan und Mandy Singer Brodowski vorgetragen werden. Im weiteren Umkreis des BNE-Konzepts nehmen wir differenzierten Bezug auf Überlegungen zu einem „gobalen Curriculum“, welches sich an den SDGs (Sustainable Development Goals) und IDGs (Inner Development Goals) orientiert. Nicht zuletzt reflektieren wir auf die von der UNESCO etablierten Ansätze der „Zukünftebildung“ (Futures Literacy).

Der Ansatz einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit nimmt schließlich in vielfältiger Weise Bezug auf Diskurse einer reflexiven Aufklärung und reflexiven Moderne, wobei wir nicht zuletzt auch die in der Gegenwart vorgetragenen Überlegungen zu einer neuen oder dritten Aufklärung einbeziehen. Dies sowohl mit Blick auf die zivilisatorischen Errungenschaften neuzeitlich-moderner Kultur, die es zu bewahren und zu verteidigen gilt, als auch mit Fokus auf die mit dieser Kultur einhergehende „zivilisatorische Selbstgefährdung des Menschen“ und den „globalen Verantwortungszusammenhang, aus dem“, so der Soziologe Ulrich Beck, „niemand sich herausstehlen kann.“

Bildungsprozesse beginnen mit Fragen oder entzünden sich an fraglich Gewordenem, ja man kann sie noch weitergehend verstehen als Einübung ins richtige Fragen. So lautet eine der Ausgangsfragen im Kontext der von uns begleiteten individuellen, organisationalen oder gesellschaftlichen Bildungs- und Transformationsprozesse: „Wollen wir es so, wie wir es eingerichtet haben?“ Bildungsprozesse entlang solcher oder ähnlicher Fragen lassen sich als individuelle und kollektive Selbstverständigungs- und Aushandlungsprozesse begreifen im Hinblick auf dasjenige, was nachhält und in Zukunft zu tragen verspricht. Im Verlauf solcher Prozesse wird entschieden, welche Elemente und Traditionen der uns prägenden Kultur in der Weise des Erinnerns und Bewahrens („Zukunft braucht Herkunft“) weiter zu unserer kulturellen Identität gehören, welche kulturellen Muster und ihnen assoziierten Glaubenssätze als Überkommene losgelassen und welche neuen kulturellen Praktiken eingeübt werden sollen. Oder in Anlehnung an die Handlungsempfehlung des Transformationsforschers Harald Welzer: sortieren, was von bisheriger Praxis sich als „weiterführend erwiesen hat, was man neu dazu kombinieren und was man dringend loswerden muss.“

Arbeitsschwerpunkte im Rahmen einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit

Im Zentrum unserer Arbeit steht die Beratung und Begleitung von Fach- und Führungskräften, Unternehmen, öffentlichen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren im Horizont von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Dies insbesondere vor dem Hintergrund multipler globaler Krisen und der gravierenden Folgen eines fortschreitenden Klimawandels, aber auch komplexer neuer Herausforderungen wie des gesellschaftlichen Wertewandels, der digitalen Transformation, technologischer Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz oder zunehmender regulatorischer Rahmenbedingungen, welche Unternehmen und öffentliche Institutionen dazu auffordern, ihre Nachhaltigkeitsorientierung und Zukunftsfähigkeit auszuweisen.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit fokussiert auf die Bildung und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften im Horizont von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Diese Aufgabe erfordert nicht weniger als eine grundlegende Revision herkömmlicher Curricula und Leadership-Programme. Ihre Dringlichkeit wurde nicht zuletzt von Papst Franziskus in seiner vielbeachteten Enzyklika >>Laudato si<< betont, wenn er ausführt: „Es geht schließlich darum, >das Modell globaler Entwicklung in eine andere Richtung zu lenken< und den >Fortschritt neu zu definieren<: >Das Problem ist, dass wir noch nicht über die Kultur verfügen, die es braucht, um dieser Krise entgegenzutreten. Es ist notwendig, leaderships zu bilden, die Wege aufzeigen, indem sie versuchen, die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generationen unter Einbeziehung aller zu berücksichtigen, ohne die kommenden Generationen zu beeinträchtigen<. Diese beachtliche und unaufschiebbare Aufgabe verlangt auf kultureller Ebene akademischer Bildung und wissenschaftlicher Forschung die großherzige gemeinsame Anstrengung hinsichtlich eines radikalen Paradigmenwechsels, ja mehr noch … hinsichtlich einer >mutigen kulturellen Revolution<.“

Unsere Arbeitsschwerpunkte im Bereich der Forschung zielen insbesondere auf die Themenfelder „nachhaltige Entwicklung und gesellschaftliche Transformation“, „zukunftsfähige Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“, „Bildung und Beratung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit“. Entlang der Idee einer „Bildung durch Wissenschaft“ bieten wir darüber hinaus unseren Klienten Mehrwert durch Integration in relevante Forschungsvorhaben, z. B. im Rahmen unterschiedlicher Formate transdisziplinärer und transformativer Forschung.

Mit unserer Bildungsprogrammatik verbinden wir nicht nur den Anspruch, in den Feldern der Beratung, Weiterbildung und Forschung ein zukunftsweisendes Themenportfolio anzubieten, sondern darüber hinaus das Anliegen, entlang der alten Fragen nach dem guten Leben, Arbeiten und Wirtschaften Orientierungen zu ermöglichen. Damit solche Orientierungen und mit ihnen nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen gefunden und in die Praxis übersetzt werden können, arbeiten wir auch in sprachlicher und konzeptioneller Hinsicht in kritischer Distanz zu den in der Gegenwart in vielfältiger Weise begegnenden Berater- und Managementmoden. Verantwortung zu übernehmen bedeutet für uns in diesem Zusammenhang nicht zuletzt, Fragestellungen und Themen zu identifizieren, die „an der Zeit sind“, auch wenn sie mit dem jeweiligen „Zeitgeist“ und den Interessenlagen eines stetig wachsenen Beratungs- und Weiterbildungsmarktes nicht konform gehen.

Formate einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit

So „formatieren“ unsere Beratungs-, Weiterbildungs- und Forschungsangebote eine Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit auf individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene, bieten unterschiedliche Räume und Zeiten für nachhaltige Bildungs- und Transformationsprozesse (Organisationsberatung, Coaching und Supervision, Seminare und Privatissima, Dialoge und Vorträge, Foren, Zukunftswerkstätten, Formate der partizipativen Politikberatung, der transdisziplinären und transformativen Forschung sowie innovative Online-Formate).

In Hinsicht auf die Konzeptionalisierung und Fundierung unserer Formate im Horizont von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit knüpfen wir sowohl an maßgebliche Traditionen der Philosophie, Rhetorik und Ästhetik als auch in vielfältiger Weise an aktuelle Diskurse der Bildungs-, Beratungs- und Transformationsforschung sowie der transdisziplinären und transformativen Wissenschaft an. Mit unseren Dialogformaten und Publikationen unterstützen wir den Austausch und leisten Beiträge zur Theoriebildung im Rahmen der jeweiligen Professional Community. Darüber hinaus erproben und entwickeln wir neue und innovative Formate wie z. B. Formate der „Reflexiven Beratung“, der „Interventionsforschung“ oder der „Philosophischen Praxis“. Ein besonderer Fokus im Kontext unserer konzeptionellen Arbeit liegt dabei auf der Überwindung der Entgegensetzungen „expertokratischer“ und „prozeduraler“ Beratungs-, Weiterbildungs- und Forschungsansätze im Kontext der komplexen Anforderungen von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Zukunft als gemeinsame Gestaltungsaufgabe

Wir begreifen die Transformation hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft als eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe, die angesichts ihrer Komplexität nur durch fach- und sektorübergreifende Kooperationen gelingen kann, in deren jeweiligen Kontexten Fach- und Führungskräfte mit Akteuren aus Beratung und Weiterbildung, Wissenschaft und Gesellschaft zusammenwirken. Eine solche Aufgabe erfordert nicht weniger als neue Formen der Zusammenarbeit, nicht zuletzt Dialog und Verständigung jenseits (partei-)politischer Ideologeme, inhäriert dem Begriff „Sustainability“ doch eine „progressive“ und eine „konservative“ Bedeutungsdimension, das Moment des Veränderns und das des Bewahrens. Solche Zusammenarbeit, die wir im Kern als Bildungsarbeit verstehen, in unterschiedlichen Formaten zu ermöglichen und zu begleiten, sehen wir als unsere zentrale Aufgabe.

„Neue Rhetorik“ als Zukunftskunst und kulturelle Praxis

Wenn wir im Zusammenhang einer Bildung für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit auch von einer neuen Rhetorik und einer neuen Kommunikationskultur sprechen, dann bezeichnen wir damit das lebendige Zentrum unseres Ansatzes – eine Kultur der Rede und des Gesprächs, die Rhetorik und Philosophie, Wissenschaft und Ästhetik, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vielfältig in Berührung setzt und auf diese Weise nachhaltige Bildungs- und Transformationsprozesse allererst ermöglicht. Mit dem Hinweis auf eine Neue Rhetorik bringen wir darüber hinaus die für unser Bildungsverständnis grundlegende Bedeutung von Sprache zum Ausdruck, die uns neue Denk- und Möglichkeitsräume erschließt und allererst zu Kulturwesen macht. Im Horizont einer Neuen Rhetorik orientieren wir uns an einem weiten Verständnis des Logos als „Wort“, „Rede“, „Gespräch“ und „Vernunft“ und betonen die Universalität und Ubiquität des Reden- und Verstehenkönnens sowie den grundlegenden Zusammenhang von res und verba, Sache und Wort, Denken und Reden, Weisheit und Beredsamkeit.

Im Dialog und in der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Narrativen und Transformationsrhetoriken in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kultivieren wir im Rahmen der von uns begleiteten Bildungs- und Transformationsprozesse eine neue Rhetorik im Dienst einer Kultur der Nachhaltigkeit und der Zukunftsfähigkeit.